Seit zwei Jahrhunderten in Stäfa und im gleichen Beruf

Das Geschäft für Herren- & Damenkonfektion, Masskonfektion, Chemiserie und eigener Schneiderei, das Hansruedi Peter als Vertreter der sechsten Generation im Spittel führt, besteht seit 200 Jahren.

Durch einen berühmten Kronzeugen der Stäfner Industrie – ­Johann Wolfgang von Goethe hielt sich 1797 beim «Kunschtmeyer» in Stäfa auf ist in der «Stäfner Chronik» in reizvoller Weise überliefert, dass die Baumwollfabrikation an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert einen sehr beachtlichen Stand erreicht hatte. Goethe bekam den Eindruck, dass vor allem «für die weibliche Welt» in «Staefen» gut gesorgt sei. Er konnte ja nicht ahnen, dass 1815 Schneider Egli, erster Vorfahre des jetzigen Inhabers, sein Herrenkonfektions- und Chemiseriegeschäft am heutigen Verenaweg eröffnen würde. Etwa um 1850 trat der Schwiegersohn Eduard Peter-Egli seine Nachfolge an; er hat das heutige Haus an der Spittelstrasse 12 bezogen.

Wie sah es damals im Spittel aus?

Das «Verzeichnis der zünftigen Handwerksmeister in hiesiger Gemeinde» vom Jahr 1829 erwähnt zehn Handwerker im Ortsteil Spittel. Doch dürften noch einige mehr dort ansässig gewesen sein, war doch neben den «Zünftigen» noch eine grosse Zahl «wilder» Professionisten in der Gemeinde tätig. Im Spittel finden wir zwei Angehörige der Luxusberufe «Pelzmacher» und Goldschmied, ähnlich wie an der alten Landstrasse in Oberhausen, sowie den einzigen Buchbinder in der Gemeinde. Auch eine der beiden «ehehaften» das heisst Obrigkeiten bewilligten, «Schmitten» ist im Spittel verzeichnet. Natürlich waren auch Schuster und Schneider dort an der Arbeit, umfasste die Schusterei doch im Jahr 1850 50 und die Schneiderei 33 Personen in der Gemeinde.

Im Spittel ist 1856 auch der «Weinschenk» Bolleter missbilligend erwähnt, die Predigtwache hatte während des Gottesdienstes Gäste in seinem Hause festgestellt!

Im Spittel befand sich ein Brunnen. Er wurde von der Wasserversorgung Spittel mit Quellgebiet in Redlikon und im Kessibühl gespiesen. Der Spittelbach, die Fortsetzung des Eichtlen- und Gehrenbaches, erforderte wiederholt die Aufmerksamkeit der Behörden. In den 1830er Jahren hatte er unterhalb der Kerngerten eine Reihe von Tücheln, Dämmen und Gartenmauern, wie auch die Gehrenbrücke, weggerissen. Die Spittelbrücke dagegen hielt stand. «Zur Bequemlichkeit der daselbstigen Anstösser» wurde der Spittelbach auf deren eigene Kosten in den folgenden Jahren «mit soliden Platten» eingedeckt.

Schliesslich hielt auch die Industrie im Spittel Einzug. Neben den zahlreichen Baumwollspinnereien in der Gemeinde wurde die Handweberei in «bemusterten Mousselines» noch bis in die 1820er Jahre lebhaft betrieben, nicht zuletzt auch durch Baur im Spittel. Seit den 1830er Jahren bestand im Spittelhof die Seidenzwirnerei Heitz-Weber. Der Elsässer Daniel Heitz ist in die Industriegeschichte eingegangen; er wirkte auf seinem Fachgebiet bahnbrechend. Er wurde als «moralisch makellose» Persönlichkeit in den Bürgerverband der Gemeinde aufgenommen. Seine Tochter heiratete den späteren Bundesrat Dubs. Auch eine Seidenfärberei war zeitweise der Zwirnerei im Spittelhof angegliedert.

Seit 200 Jahren im Spittel

Seit 200 Jahren haben die sechs Generationen der Familie Peter all dieses Wirken im Spittel erlebt und überlebt. Es ist etwas ganz Ausserordentliches, dass ein Familienbetrieb während bald einmal zwei Jahrhunderten im gleichen Beruf und am selben Ort tätig ist.

Auf den Gründer Schneider Egli und seinen Schwiegersohn Eduard Peter-Egli folgte im Jahre 1885 dessen Sohn Eduard Peter-Maurer. Er führte als erster die Fertigkleider – die Konfektion – in Stäfa ein. Wohl nicht ganz zufällig, hat er doch als gelernter Kanzlist vermutlich besser mit der Feder als mit der Schere umzugehen gewusst. Er hat auch als Präsident der Armenpflege gewirkt und war dank seiner Ausbildung auf der Kanzlei oft als Berater in Rechtsfragen tätig. Sein Sohn Eduard Peter-Wirz hat wieder den Beruf des Schneiders erlernt; damit sassen die Vestons wieder präzis am Mann. Eduard Peter-Wirz hat seine Liegenschaft durch Zukauf des Nachbarhauses ­Bodmer erweitert. Dadurch ist der Durchbruch zur Ladenvergrösserung möglich gewesen.

Der Vertreter der neuen Generation machte in seinem gediegenen Habitus seinem Berufsstand alle Ehre. Auch auf seine Kinder dürfte er einen entsprechenden erzieherischen Einfluss gehabt haben. Auf jeden Fall geht die Rede um, dass sein Sohn Armin sich ehemals im Gegensatz zu seinen Schulkameraden strikte geweigert habe, «je Barfuss zu gehen». Für den Sohn eines Schneidermeisters geziemte sich ein solcher Stilbruch offenbar nicht. Die Kleidung hatte, es versteht sich, korrekt zu sein von Kopf bis Fuss. Auch Eduard Peter-Wirz stellte sich in den Dienst der Gemeinde. Er war als Vizepräsident der Kirchenpflege tätig und hat in späteren Jahren auch als Präsident des Hülfsvereins gewirkt.

1953 übernahm Armin Peter-Angst das Geschäft in der fünften Generation. 1960 hat er es erweitert, hat aber gleichzeitig die seit 150 Jahren gepflegte Massschneiderei aufgegeben. Stattdessen hat er als tüchtiger Kaufmann, unterstützt von seiner liebenswürdigen Gattin, die Konfektion mit Spezialgrössen ausgebaut und den zeitgemässen Freizeitbereich und die Chemiserie erweitert. Auch Armin Peter hat sich der Gemeinde ein halbes Leben lang zur Verfügung gestellt. Während 24 Jahren wirkte er in der Gesundheitsbehörde.

Lange Familientradition

Während der traditionsreiche Ort Stäfa seines «Handels» mit der Stadtzürcher Obrigkeit vor 220 Jahren gedenkt und diesen feiert, ist es nicht ganz alltäglich, wenn ein Familienbetrieb während zwei Jahrhunderten im gleichen Beruf und Ort tätig ist. Hansruedi Peter hat vor 25 Jahren als Vertreter der sechsten Generation das Geschäft seines Vaters Armin Peter-Angst übernommen. Beim Betreten des Geschäftes hat man das Gefühl, dass die Zeit irgendwie stehengeblieben ist. Die Ladeneinrichtung stammt aus vergangener Zeit und strahlt Wärme aus. Überaus sympathisch ist Empfang und Bedienung der Familie Peter, die ihre Kundschaft persönlich berät. Denn man versteht das Metier, auch in einer Zeit, da die Herren- und Damenmode sich stets wandelt und immer neue Akzente setzt. Als ausgebildeter Herrenschneider bei H. Mausberg (Prince of Wales, Bahnhofstrasse in Zürich), Verkäufer (bei Kleider Frey, Bahnhofstrasse in Zürich) und Detailhandelsangestellter Textil im elterlichen Betrieb, hat er in renommierten Zürcher Geschäften Erfahrungen gesammelt und in fernen Ländern seinen Horizont erweitert. Zudem war das elterliche Geschäft seit jeher mit dem Familienleben verbunden, dem Sohn also bestens vertraut.

Ein Traum geht in Erfüllung

Umbau Aula Obstgarten: Den altehrwürdigen Muhuhu-Riemenboden durfte ich von der Gemeinde Stäfa (Herbi Oberson) übernehmen und mit Hilfe meiner Gattin und Bernhard Zaugg die nicht ganz leichte Fracht nach Hause schaffen. Besonderen Dank der Firma Baumgartner, die mir mit guten Vorschlägen und Hilfe während des eigenhändigen Verlegens zur Seite stand.

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